Was ist Chirotherapie?

Die Chirotherapie (von griechisch „Chiros“ für „Hand“) ist eine uralte Behandlungsmethode. Bereits vor den alten Griechen hatten die Inder erkannt, daß man mit Handgriffen wirbelsäulenbedingte Krankheiten behandeln kann.
Schon Hippokrates sagte: „“Die Wirbelsäule trägt Ursache und Wirkung in Eins”“, und beschrieb, daß man Wirbel zurechtrücken müsse. Seit dem Mittelalter gibt es Aufzeichnungen über manuelle Behandlung der Wirbelsäule. Im späteren Mittelalter ging diese Behandlungsmethode auf Laienbehandler über und wurde erst im 19. Jahrhundert über Amerika und die Schweiz wieder salonfähig. Man nahm lange an, daß Verrenkungen oder Einklemmungen von Nerven eine Rolle spielen würden, weswegen diese Ausdrücke auch heute noch gebräuchlich sind, obwohl sie nicht zutreffen.
Die Chirotherapie, wie wir sie heute kennen, wurde von Dr. Karl Sell und anderen in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg aus Elementen der Osteopathie und der Chirotehrapie entwickelt und seitdem ständig verbessert.

Chirotherapie ist nichts anderes als die Behandlung von rückbildungsfähigen Funktionsstörungen der Wirbelsäule und der Gelenke durch Handgriffe – also eine echte Behandlung in engeren Sinn. Die Diagnose erfolgt durch genaue Untersuchung von Hand, wobei der erfahrene Chirotherapeut sofort die Problemzonen ertastet.

Ein Chirotherapeut ist ein Arzt – gleich welcher Fachrichtung –, der sich diese Zusatzbezeichnung durch entsprechende Kurse und Prüfungen erworben hat.
Nach unseren heutigen Erkenntnissen ist die Ursache eine Reflexstörung, die von den den sogenannten Nocizeptoren – Empfängerorganen, die vor Schaden schützen – der Wirbelsäule, meist der kleinen Wirbelgelenke, ausgeht. Ein solches Geschehen bezeichnen wir als Blockierung.
Eine Blockierung führt nach einiger Zeit zu Schmerzen und vielfältigen Beschwerden, die oft gar nicht mit der Wirbelsäule in Verbindung gebracht werden.

Blockierungen gibt es nicht nur bei der Wirbelsäule, sondern auch an den Gelenken. Auch diese Blockierungen können Beschwerden hervorrufen, die man nicht unbedingt vermuten würde.
Sehr oft bestehen Blockierungen schon sehr lange, manchmal sogar seit der frühesten Kindheit. Eine länger bestehende Blockierung zieht in der Regel weitere Blockierungen nach sich, so daß schließlich an der Wirbelsäule und an den Gelenken zahlreiche Blockierungen vorhanden sein können. Daher muß die Chirotherapie als Ganzbehandlung durchgeführt und der Patient von oben bis unten untersucht werden.

Da Blockierungen nur durch chirotherapeutische Untersuchungsmethoden zu erkennen sind, ergeben sich daraus leider viele Fehldiagnosen und für sehr viele Patienten lange Leidenswege. Die Chirotherapie ist eine bewährte Methode, um Blockierungen zu lösen. Dazu werden bestimmte Handgriffe angewandt. Allerdings hängt der Erfolg auch sehr vom Können des Chirotherapeuten ab.

Auch jahrelang bestehende Beschwerden können nach Lösen der meist zahlreichen Blockierungen verschwinden. Dies kann schon nach der ersten Behandlung sein; es kann aber auch sein, daß – vor allem bei den lange bestehenden Blockierungen – mehrere Behandlungen nötig sind. Die Ursachen für die Blockierungen sind vielfältig; beispielhaft erwähnt seien Zwangshaltungen und unkontrollierte Bewegungen.

Leider bestehen immer noch große Vorurteile und falsche Vorstellungen über die Chirotherapie. Dabei wird übersehen, daß sich die moderne Chirotherapie inzwischen wissenschaftlich etabliert und fundiert ist und sich in Theorie und Praxis erheblich von den früher geübten Methoden unterscheidet. Sie wurde in den letzten Jahrzehnten noch erheblich verbessert und gehört heute zu den schonendsten medizinischen Behandlungsmethoden.

Meist liegen Blockierungen in allen Abschnitten vor, wobei die Ursache der Beschwerden auch in einem ganz anderen Abschnitt liegen kann. Auch bei nachgewiesenen Bandscheibenvorfällen kann die Chirotherapie manchmal hilfreich sein. In zahlreichen Fällen war nicht etwa ein durch Computertomogramm nachgewiesener Bandscheibenvorfall die Ursache der Beschwerden, sondern Blockierungen an anderer Stelle.
Blockierungen können beispielsweise durch einseitige Belastungen, Fehlhaltungen, Stürze, und innere Erkrankungen verursacht werden. Sie können aber auch nach einer Narkose auftreten.

Anwendungsgebiete

Die Chirotherapie ist keine Allheilmethode, aber es gibt sehr viele Krankheitsbilder, die von der Wirbelsäule kommen, und an die man nicht denkt. Beispielhaft ist hier eine Reihe von Krankheitsmerkmalen (Symptomen) zusammengestellt, die von Blockierungen der Wirbelsäule ausgehen können.

Ausgehend von der Halswirbelsäule können folgende Beschwerden vorkommen:
    Kopfschmerzen
    Dreh- und Schwank-Schwindel
    Hörstörungen und Ohrgeräusche / Hörsturz
    Sehstörungen
    Kloßgefühl
    rauher Hals und rauhe Stimme
    Schmerzausstrahlungen in die einzelnen Trigeminusäste im Gesicht
    Konzentrationsstörungen mit Beeinträchtigung des Mittelzeitgedächtnisses
    Rasche Ermüdbarkeit
    Schlafstörungen
    Herzbeschwerden
    fortgeleitete Beschwerden in die Schulter
    Tennisellbogen – oft als alleinige Ursache oder in Kombination
    psychische Veränderungen, insbesondere sekundäre Depression und Reizbarkeit.

Von Seiten der Brustwirbelsäule:
    Schulterschmerzen
    Oberbauchbeschwerden
    ein- oder beidseitige Schmerzen zwischen den Rippen (Intercostalneuralgie)
    Herzbeschwerden
    Störungen der Atmung (Asthmatiker)
    Magen- und Verdauungsstörungen

Ausgehend von der Lendenwirbelsäule und dem Kreuzbein-Darmbein-Gelenk:
    Schmerzen in der Nierengegend
    Darmkrämpfe, Unterleibsbeschwerden bei Frauen
    Prostatabeschwerden
    sogenannte Leistenzerrung
    Hüftbeschwerden
    Schmerzen am hinteren Oberschenkel
    unklare Bein- oder Kniebeschwerden, Kniegelenke
    Fußbeschwerden, insbesondere Fersenschmerz